US-Militärinterventionen in Amerika

Eine unvollständige Auswahl

von Günter Pohl

 

1822 Erst zwölf Jahre nach dem „Grito de la Independencia“ (Ruf nach Unabhängigkeit) in Caracas, Mexico und Buenos Aires im Jahre 1810 erkennen die USA das Recht auf Unabhängigkeit der Länder südlich des Río Bravo an.

1823 Die nach US-Präsident James Monroe benannte Doktrin „Amerika den Amerikanern“ bildet die Grundlage der Dominanzpolitik in Lateinamerika.

1826 Die USA üben Druck auf Simón Bolívars „Kongress von Panama“ aus, den Unabhängigkeitskampf nicht auf Cuba und Puerto Rico auszuweiten, die sie als ihr Einflussgebiet ansehen.

1831 Unter französischer Flagge segelnd überfällt das Kriegsschiff Lexington die Malvineninseln und die USA okkupieren die argentinischen Inseln. Hundertfünfzig Jahre später unterstützen sie die Briten im britisch-argentinischen „Falkland“-Krieg.

1845 Die USA annektieren Texas, das Staatsgebiet Mexicos war. Mit dem Guadalupe-Hidalgo-Vertrag bemächtigen sich die USA drei Jahre später auch Kaliforniens und eines Gebiets, das sie zynischerweise „New Mexico“ nennen.

1855 Erste Invasion in Nicaragua, der weitere 1909, 1912 und 1926 folgen und die mit der Einsetzung der Somoza-Dynastie vorerst enden.

1889 Einberufung der Washingtoner Konferenz der Amerikanischen Nationen, deren Ziele eine einheitliche Währung, Zollunion, Zentralbank und der Bau einer panamerikanischen Eisenbahnstrecke sind, was jedoch nicht erreicht wurde.

1896 und 1899 US-Invasionen in Corinto und Bluefields (Atlantikküste Nicaraguas), um eine eingeleitete Staatengemeinschaft zwischen Honduras, Nicaragua und El Salvador zu unterbinden.

1898 Einmischung in den cubanischen Befreiungskampf gegen die spanische Kolonisation, als Spanien nahezu besiegt war. Mit dem „Platt-Amendment“ von 1901 wird Cuba dem US-Einfluss unterworfen; die eingesetzte Marionettenregierung verpachtet die Bucht von Guantánamo auf unbestimmte Zeit an das US-Militär.
Spanien tritt den Einfluss auf Puerto Rico an die USA ab, bis heute ist es kolonial besetzt.

1903 Die USA unterstützen während des „1000-Tage-Krieges“ in Kolumbien eine Separatistenbewegung in der Provinz Panama und im Gegenzug für ihre militärische Hilfeleistung bekommen sie die Zusicherung, durch Panama einen nicht zuletzt ihren imperialen Interessen dienenden Kanal bauen zu dürfen.

1906 und 1912 Neuerliche US-Invasionen in Cuba

1915 US-Marines überfallen Haiti und stehlen aus der Nationalbank Haitis 500 000 Dollar; das Geld wird der City Bank übergeben. Die Truppen bleiben bis 1934, als die politische Situation in ihrem Sinne gefestigt war. Das US-installierte Duvalier-Regime herrschte diktatorisch zwischen 1957 und 1986 über die Insel.

1916 US-Invasion in der Dominikanischen Republik, deren militärischer Chef bis 1924 Legislative, Judikative und Exekutive des Landes übernimmt. Bis 1955 ist der „Schakal der Karibik“, Leonidas Trujillo, Präsident des Landes. Über Trujillo prägte Roosevelt den berühmten Satz „Er mag ein Hurensohn sein, aber es ist unser Hurensohn“, nachdem der Diktator gerade zehntausend Oppositionelle hatte umbringen lassen.

1921 Costa Rica und Panama werden in den „Valle del Coto“-Krieg gehetzt um den Staatenbund Costa Ricas mit Nicaragua, Guatemala, El Salvador und Honduras zu zerstören.

1927 Einmarsch von Marines in Nicaragua um den Putschisten Chamorro zu stützen; die Rebellen um Augusto Sandino vertreiben die Besatzer 1932.

1946 In Bolivien organisiert der US-Geheimdienst den Sturz und die Ermordung des Präsidenten Gualberto Villaroel um die Macht wieder der Oligarchie zu übergeben.

1948 Gründung der Organisation der Amerikanischen Staaten als Element gegen den Einfluss der Sowjetunion. Die OAS, aus der Cuba später ausgeschlossen wurde, wurde zur politischen Unterstützung der Invasionen in Guatemala, Cuba und der Dominikanischen Republik benutzt.

1950 Der Versuch einer nationalen Unabhängigkeit Puerto Ricos wird durch US-Truppen niedergeschlagen.

1954 Der CIA organisiert eine Söldnerinvasion gegen Guatemalas Präsidenten Jacobo Arbenz, der den Grundbesitz der „United Fruit Company“ verstaatlichen wollte. 49 Jahre später, im Mai 2003, geben die USA diese Machenschaften offiziell zu, die mindestens 140 000 Tote fordern.

1954 Eine maßgeblich von den USA durchgeführte Verschwörung treibt den brasilianischen Präsidenten Getulio Vargas in den Selbstmord.

1955 Gemeinsam mit Großbritannien wird der argentinische Präsident Juan Domingo Perón gestürzt, was den Startschuss zur Entstaatlichung weiter Teile der argentinischen Industrie und deren Übernahme durch US-Kapital bedeutet.

1960 Im März organisieren CIA-Leute den Bombenanschlag auf das französische Frachtschiff „Coubre“ im Hafen von Havanna, bei dem 81 Menschen getötet werden.

1961 Die Invasion in der Schweinebucht durch exilcubanische Söldner, die in den USA ausgebildet und ausgerüstet wurden, wird durch die Bombardierung der cubanischen Luftabwehr durch US-Flugzeuge vorbereitet. Nach der Zurückschlagung der Invasion gehen die USA zur Blockade Cubas über, die bis heute andauert.

1964 Mit Hilfe von brasilianischen Militärs führt die CIA einen Putsch gegen den brasilianischen Präsidenten João Goulart durch, nachdem dieser eine US-Firma verstaatlichte; die Militärs übernehmen die Macht.

1965 Neuerliche Invasion mit 45 000 Mann gegen die Dominikanische Republik, als eine revolutionäre Erhebung gegen die Diktatur, die zwei Jahre zuvor Präsident Juan Bosch entmachtet hatte, kurz vor dem Sieg stand. Die eingesetzte Marionettenregierung unter Joaquín Balaguer hält sich bis 1996.

1967 Die bolivianische Armee wird bei ihrem Kampf gegen die Guerilla durch die CIA angeleitet.

1970 Ein CIA-Kommando führt die Ermordung des chilenischen Armeegenerals René Schneider durch, weil dieser einen Putsch gegen die Regierung Salvador Allende ablehnt.

1972 In Honduras unterstützt die US-Regierung einen Militärputsch, sowie zwei weitere 1975 und 1978.

1973 Der CIA-organisierte Putsch gegen die chilenische Regierung führt das Land in eine siebzehnjährige Diktatur, der 3000 Menschen zum Opfer fallen.

1975 Staatsstreich gegen den peruanischen Präsidenten Juan Velasco Alvarado mit dem Ziel, Wirtschaftsentscheidungen wieder unter die Ägide des Internationalen Währungsfonds zu bringen.

1976 Der Militärputsch in Argentinien, der Jorge Videla an die Macht bringt und 30 000 Menschen das Leben kostet, wird von der CIA angeleitet.

1981 Der seit 1970 auf einer geheimen und später vom US-Kongress veröffentlichten Mordliste des CIA stehende panamaische General Omar Torrijos stirbt 1981 bei einem ungeklärten Hubschrauberabsturz.

ab 1981 Finanzierung und Ausrüstung der Contra und Todesschwadronen des ehemaligen nicaraguanischen Diktators Somoza mit dem Ziel des Sturzes oder wenigstens der Destabilisierung der sandinistischen Regierung.

ab 1981 Bis 1992 unterstützen die USA die von ihnen eingesetzten Regierungen El Salvadors bei Mordaktionen gegen Oppositionelle und die FMLN.

1982 Die US-Militärs unterstützen die britischen Truppen im Krieg gegen Argentinien mit ihrer Militärbasis auf der Insel Ascensión und durch Satelliten, Waffen und Treibstoff.

1983 Direkte Invasion von US-Truppen gegen die Antilleninsel Grenada.

1989 Der US-Invasion in Panama fallen dreitausend Zivilisten und Soldaten zum Opfer. Offizieller Grund war die Ergreifung von General Noriega, der zuvor die Kokaingeschäfte der CIA mit dem Kartell von Medellín organisiert hatte.

1991 In Haiti wird mit einem CIA-gesteuerten Militärputsch der gewählte Präsident Aristide gestürzt.

1995 Wieder greifen die USA in Haiti ein, dieses Mal unter dem Vorwand, die Demokratie wiederherzustellen.

2000 Der US-Kongress beschließt, 1,7 Milliarden US-Dollar für den Plan Colombia bereitzustellen, obwohl die Regierung des Landes nachweislich mit paramilitärischen Todesschwadronen zusammenarbeitet, deren Aktionen jährlich etwa dreitausend Menschen zum Opfer fallen.

2002 CIA-Unterstützung der rechten Putschisten in Venezuela, die Präsident Chávez für einen Tag stürzen und siebzig Menschen ermorden, bevor sie ein Volksaufstand zurückschlägt.